Armut konkret – Systemwechsel bedeutete Erwerbsbruch

Ich bin Roland Witt und aus der Nähe von Stralsund. Zur Zeit der Konterrevolution war ich Offizier der Deutschen Volkspolizei im Präsidium in Berlin und war verantwortlich für die Ausbildung der Kampfgruppen in der Hauptstadt. Nach dem 3. Oktober 1989 wurde ich im Bereich Zentrale Dienste der Berliner Polizei eingesetzt. Dort herrschte angeblich Personalmangel, und die Gewerkschaft verkündete, sich um jeden Angestellten zu kümmern. 1990, eine Woche vor Weihnachten, wurde ich zum Dienststellenleiter beordert. Er teilte mir mit, dass ich laut Einigungsvertrag der Abwicklung unterliege und mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert sei. Diese Abwicklung erstreckte sich über ein halbes Jahr, währenddessen war es uns untersagt, zum Arbeitsamt zu gehen, um uns eine anderweitige Beschäftigung zu suchen. Es hieß, man finde eine Lösung für alle. Nach besagtem halben Jahr bekam ich ein Schreiben, in dem mitgeteilt wurde, dass ich mangels Qualifikationen nicht weiter beschäftigt werden könne – das bei zwei Hochschulabschlüssen. Beim Arbeitsamt galt ich für die offenen Stellen als überqualifiziert. Ich wollte nicht arbeitslos in Berlin sein und zog zurück nach Vorpommern; dort suchte ich mir Arbeit in meinem erlernten Beruf. Der Lohn war zwar niedriger als die Bezüge des Arbeitsamts, jedoch war dies besser als die erniedrigende Behandlung auf den Ämtern. Diese Zeit war prägend, auch die Berufsjahre im Kapitalismus, die mir nur zeigten, dass der Sozialismus das bessere System darstellt.

Roland Witt, Kandidat der DKP zur Landtagswahl

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