UZ: Erst Mali, dann ganz Afrika

Der Feldzug in Nordafrika ist auch Teil eines Wirtschaftskriegs gegen China

Täglich Erfolgsmeldungen von der Front „vor unserer Haustür“, aus Mali: Französische Soldaten erobern Timbuktu, tschadische und französische Truppen sind in Gidal einmarschiert, der Vormarsch geht weiter in Richtung Gao. Nachts werden die Basislager im Hinterland der Aufständischen von Kampfjets bombardiert. Geht die „Rückeroberung“ Malis in diesem Tempo voran, so ist bald nichts mehr zu befreien außer Sand.

Was als französische Intervention begonnen hat mit der Begründung, es handle sich um einen Einsatz von wenigen Wochen, bis ganz Mali von islamistischen Aufständischen und Al-Kaida-Gruppen gesäubert sei, ist inzwischen eine Intervention der hochentwickelten kapitalistischen Staaten des Westens geworden. Von einem überschaubaren Zeitrahmen ist nicht mehr die Rede, „jahrelang“ müsse eine militärische Präsenz gehalten werden, um den Raum gegen den „Terrorismus“ zu sichern, hört man aus Washington und aus den europäischen Hauptstädten. In den Worten des britischen Premiers Cameron: „Die Antwort auf die Krise in Mali wird eher Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte in Anspruch nehmen als Monate.“ Eine „lange Phase der Instabilität“ sagen Berliner Regierungsberater dem Land laut dem Nachrichtenportal German Foreign Policy voraus. Den Worten folgen Taten. Frankreich hat sich bereits Stützpunkte in Niger gesichert. Die Bundeswehr richtet in der senegalesischen Hauptstadt Dakar einen Stützpunkt für Transportflugzuge der Luftwaffe ein. US-Truppen sind bereits in der Zentralafrikanischen Republik, in Uganda, im Südsudan und in der Demokratischen Republik Kongo stationiert.

Sie sagen Mali, sie meinen Afrika. Und mit Afrika meinen sie die Bodenschätze, an denen dieser bitterarme Kontinent so reich ist. Nichts von alledem hat Washington verloren. Der künftige Außenminister der Vereinigten Staaten, John Kerry, stellte bei seiner Anhörung vor dem US-Senat klar, dass der angebliche „Krieg gegen den Terror“ ein Spiel über die Bande ist. Originalton Kerry: „Nun zu China und Afrika. China ist in ganz Afrika vertreten – ich betone, in ganz Afrika. Und sie schließen langfristige Verträge über Mineralien ab, über … ergänzen Sie selbst. Und es gibt einige Gegenden, da sind wir gar nicht im Spiel, Leute. Ich sage das nicht gerne. Aber wir müssen da rein.“

Diese wenigen Sätze sind aussagekräftiger als viele tiefschürfende Analysen. Der wirtschaftliche Austausch ist im vergangenen Jahrzehnt Jahr für Jahr um durchschnittlich ein Drittel gewachsen und nähert sich der Marke von 200 Milliarden Dollar jährlich und lässt damit sowohl die Zahlen der EU als auch der USA hinter sich. Das ist einer der Hauptgründe für neokolonialistische Ambitionen.

Quelle: www.unsere-zeit.de

Newsletter abonnieren!

Kommentare sind geschlossen.