Up Plattdütsch gägen dei Reaktion – Fritz Reuter ward 210

An dieser Stelle veröffentlichen wir einen kurzen Abriss Fritz Reuters Leben. Weiter unten gibt es eine hochdeutsche Übersetzung des Texts.

Vör 210 Johren, an’n 7. November 1810, würd in Stavenhagen de plattdütsch Schriewer Friedrich Heinrich Ludwig Christian Reuter geburn. Nå’n Erhollen von de Riepetüüchnis in Parchim hett Fritz Reuter up Druck von sien Vadder ein Jurastudium tauneechst in Rostock anfungen, ein Johr danå is hei nå Jena wesselt. Sien Geest de von de börgerlich Revolutschon prägt is un tau natschonal-republikanisch Œwertügen läärt hett, bröcht em dortau, sik in Jena de Burschenschap „Germania“ antauschluten. Wägen de revolutschonär-demokratschen Utrichten von de akademschen Jugend, keem dat tau de „Demagogenverfolgung“. Dorüm is Reuter nå Berlin türmt, wur dei Polizei em Enn Oktober 1833 stellt hett. Dei nåfolgend Johren hett hei ünner unpaßlich Bedingung in’n Gefängnis verbröcht. 1837 würd hei sogor tau’n Dod verurdeilt – dat Urdeil würd åwer afwandelt in 30 Johren Haft, dei hei deilwies verbäuten hett, bet hei 1840 wägen ein Amnestie frielåten würd.

Nå’n Afbräken von’n Versäuk, sien Studium in Heidelberg furttausetten, is Reuter 1841 nå Mäkelborg taurüchkihrt. Ierst einig Johren låter hett hei tau ein selbstännig Profeschon funnen – as Privatliehrer un Redakteur in Altentreptow. Bald dor up keemen för’n intwischen verheurådeten Reuter dei ierst Erfolge mit sien Schriewaktivititäten, tau’n Anfang mit’n Erschien von de vergnäugte Gedichten „Läuschen un Rimels“ (1853) in’n Sülfstverlag. 15 Johren låter künn hei sik röhmen, de bestverdeinend dütsche Schriewer tau sien, as de hei ein Villa an’n Wartburgberg betröck hett. Dat hei all tau Läbenstied nich nur as regional bedüdend Schriewer bekannt wier, wiest ünner annern sien Utteiken mit’n „Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft un Kunst“ in’n Johr 1872. Sien quålvull Hafttied hett åwer anduernd Schåden för sien Gesundheet mit sik bröcht – siet 1870 hett hei Hartlieden. An’n 12. Juli 1874 stürf hei in Eisenach.

Fritz Reuter, de tausamen mit Klaus Groth un John Brinckmann denn Grundsteen för de nienedderdütsche Literatur läd hett, bleef sien patriotschen un demokratschen Idealen von sien Jungend tru – af 1859/60 hett hei denn „Deutschen Nationalverein“ angehürt – åwer hei ünnerstütt nu denn Ministerpräsident von Preußen Bismarck in sien Politik, ein (lütt-)dütsche Inheit ünner konservativ-monarchischen Vörteiken tau kriegen. Dei Kritik an de feudalaristokratsche Reaktschon in sien Heimatland Mäkelbörg träd in sien Wark in väle Formen in Erschienen. Sien Helden sünd nich dei Privilegierten, sünnern dei eenfache Lüd, up Kosten von sei politisch un gesellschaftlich Unfriheit uprecht erhollen ward, ünner Bedingen, ünner denen sei afschafft warden kann.

Vör allen as mäkelborgisch un vörpommersch Kommunisten kœnen wi nu dor tau upfoddern, dei Würd von Genossen Ernst Thälmann an’t Hart tau leggen: „Lies die Werke unserer großen Dichter Goethe, Schiller, Lessing und unseren Fritz Reuter!“

Vor 210 Jahren, am 7. November 1810, wurde in Stavenhagen der plattdeutsche Dichter Friedrich Heinrich Ludwig Christian Reuter geboren. Nach dem Erwerb des Reifezeugnisses in Parchim begann Fritz Reuter auf Druck seines Vaters 1831 ein Jurastudium zunächst in Rostock, ein Jahr danach wechselte er nach Jena. Dort brachte ihn seine vom Geist der bürgerlichen Revolution gespeiste national-republikanische Überzeugung dazu, sich der Burschenschaft „Germania“ anzuschließen. Vor der gegen die revolutionär-demokratischen Bestrebungen besonders der akademischen Jugend gerichteten „Demagogenverfolgung“ floh Reuter nach Berlin, wo die Polizei ihn Ende Oktober 1833 stellte. Die darauffolgenden Jahre verbrachte er unter unangenehmsten Bedingungen im Gefängnis. 1837 wurde er sogar zum Tode verurteilt, das Urteil wurde aber abgewandelt in 30 Jahre Festungshaft, die er teilweise verbüßte, bis er 1840 infolge einer Amnestie freigelassen wurde.

Nach dem schnellen Scheitern des Versuchs, sein Studium in Heidelberg fortzusetzen, kehrte Reuter 1841 nach Mecklenburg zurück. Erst einige Jahre später fand er zu einer selbständigen beruflichen Existenz – als Privatlehrer und Redakteur in Altentreptow. Bald darauf erzielte der inzwischen verheiratete Reuter mit seinen schriftstellerischen Aktivitäten seine ersten Erfolge, beginnend mit dem Erscheinen der schwankartigen Gedichte „Läuschen un Rimels“ (1853) im Selbstverlag. 15 Jahre später konnte er sich rühmen, der bestverdienende deutsche Schriftsteller zu sein, als der er eine Villa am Wartburgberg bezog. Dass er bereits zu Lebzeiten keineswegs nur als regional bedeutsamer Schriftsteller wahrgenommen wurde, zeigt u. a. seine Auszeichnung mit dem Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst im Jahr 1872. Seine qualvolle Haftzeit hatte jedoch nachhaltige gesundheitliche Schäden mit sich gebracht, seit 1870 rang er mit einem Herzleiden. Am 12. Juli 1874 verstarb er in Eisenach.

Fritz Reuter, der gemeinsam mit Klaus Groth und John Brinckmann den Grundstein der neuniederdeutschen Dichtung legte, blieb den patriotischen und demokratischen Idealen seiner Jugend im Kern treu – ab 1859/60 gehörte er dem Deutschen Nationalverein an –, allerdings unterstützte er nun den preußischen Ministerpräsidenten Bismarck in dessen Bestrebungen, eine (klein-)deutsche Einheit unter konservativ-monarchischen Bedingungen herbeizuführen. Die Kritik an der feudalaristokratischen Reaktion in seinem Heimatland Mecklenburg tritt in seinem Werk in vielfacher Form in Erscheinung; seine Helden sind nicht die Privilegierten, sondern die einfachen Menschen, auf Kosten derer politische und gesellschaftliche Unfreiheit aufrechterhalten wird unter Bedingungen, unter denen sie abgeschafft werden könnte.

Gerade als mecklenburgische und vorpommersche Kommunisten können wir nur dazu auffordern, die Worte Genossen Ernst Thälmanns zu beherzigen: „Lies die Werke unserer großen Dichter Goethe, Schiller, Lessing und unseren Fritz Reuter!“

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