Arbeitszeitverkürzung wieder zum Thema machen

Mit dem Tarifabschluss der Metall- und Elektroindustrie liegt ein Höhepunkt der tariflichen Auseinandersetzungen des Jahres 2018 schon hinter uns. Viel wurde schon darüber geschrieben, manches wurde gelobt und manches kritisiert. Ausdrücklich begrüßen wir das erstmals von der IG Metall angewandte Instrument der 24-Stunden-Streiks, welches mehr Druck entfalten konnte als die üblichen Warnstreiks und uns dringend benötigte Streik- und Kampferfahrung lieferte. Das Recht, individuell die Arbeitszeit mit Rückkehroption zu verkürzen, ist ein Schritt in die richtige Richtung, setzt es doch Arbeitszeitverkürzung allgemein wieder auf die Tagesordnung. Auch wenn die Verkürzung nicht kollektiv und ohne Lohnausgleich geschieht, so ist das doch ein Anfang. Getrübt wird der Abschluss vor allem durch die Möglichkeit der ArbeitgeberInnen, die Arbeitszeit bei anderen KollegInnen auszuweiten. Viele Lücken werden aufgetan, die es ermöglichen, 40-Stundenverträge abzuschließen und so die 35- bzw. 38-Stundenwoche weiter zu unterlaufen. Auch, dass der Tarifabschluss wieder einmal auf dem Rücken der Beschäftigten im Osten abgeschlossen wurde, ist ein Minuspunkt. Eine Vereinbarung, die besagt, zwei Jahre lang darüber zu reden, „ob und in welchen Schritten und unter welchen Bedingungen“ man die Regelarbeitszeit an den Westen anzugleichen versucht, ist ihr Papier nicht wert. Das zeigt aber wieder: Arbeitszeit ist der wichtigste Punkt dieser und kommender Auseinandersetzungen.

Bundesweit werden pro Jahr ca. 1,8 Milliarden Überstunden geleistet. Noch gravierender ist, dass von diesen 1,8 Milliarden geleisteten Überstunden gerade einmal die Hälfte vergütet wurde. Das heißt, hier wurden den Arbeitgebern Stellen, für die sie normalerweise ein Gehalt und Sozialbeiträge bezahlen müssten, einfach geschenkt. Hier könnten Menschen in gute und existenzsichernde Arbeit gebracht werden anstatt sie in Teilzeit, Aufstockung oder HartzIV zu entlassen.

Durch technische Entwicklung und Automatisierung werden wir immer produktiver. Aber solange wir nicht über kollektive Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich reden, kommen nur die Lasten, nicht aber die Früchte dieser Entwicklungen bei uns ArbeitnehmerInnen an. Die 30-Stundenwoche muss wieder auf den Tisch!

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