„Fluchtursache Imperialismus“ – Bildungswochenende im November 2016

Am zweiten Novemberwochenende führte der DKP-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern in Barhöft bei Stralsund sein jüngstes Bildungswochenende zum Themenkomplex „Fluchtursache Imperialismus“ durch. An der Wochenendtagung nahmen 15 Interessierte teil, unter ihnen – neben Parteimitgliedern aus verschiedenen Regionen des Bundeslandes – auch Gäste aus Pasewalk und sogar aus dem Rheinland. Dem – gemeinsam mit dem RotFuchs organisierten – öffentlichen Vortrag von Karl-Helmut Lechner und der anschließenden Diskussionsrunde wohnten sogar rund 30 Personen bei.

Die drei Themenschwerpunkte des Wochenendes waren: „Djihadismus als Fluchtursache“, „Kommunisten und Flüchtlingshilfe“ und schließlich „Imperialistische Kooperation und Konkurrenz“. Die erste Sitzung leitete Lechner mit einem instruktiven Referat über die historische Herausbildung des „Fundamentalismus“ als politisch-theologischer Gegenbewegungen zum Konzept der ‚Vernunftherrschaft‘ ein. In ideengeschichtlicher Perspektive stellte der Referent v. a. am Beispiel des christlichen Fundamentalismus, wie er sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den USA herausbildete, den antidemokratischen und antisozialistischen Charakter fundamentalistischer religiös-politischer Bewegungen, einschließlich des Islamismus/Djihadismus heraus.

In der zweiten Sitzung berichtete Shabnam Shariatpanahi (DKP Duisburg) über ihre Erfahrungen in einer ‚Flüchtlingshilfe‘, deren Ausgangspunkt nicht die Herabwürdigung des Geflüchteten als eines Almosenempfängers, dem Mildtätigkeit zuteil werden solle (wofür er dankbar zu sein habe), sein muss, sondern das Prinzip der Anerkennung der Würde jedes einzelnen Betroffenen als unabdingbare Voraussetzung von Solidarität. In einem leidenschaftlichen Plädoyer stellte die Referentin die Gegensätze einer solchen Tätigkeit zum staatsoffiziellen Diskurs der „Willkommenskultur“ heraus: Solidarität mit Menschen, die sich in der Situation von Geflüchteten befinden, in der sie in besonderem Maße staatlicher Willkür ausgesetzt sind, bedeutet letztlich Antifaschismus und Klassensolidarität, konkret: die Mobilisierung für die Erkämpfung demokratischer und sozialer Rechte gegenüber den Repressionsmaßnahmen des imperialistischen Staates. Dabei machte Shariatpanahi auch ihre Ablehnung einer Förderung reaktionärer religiös-politischer Vereinigungen (wie etwa DITIB) sowohl durch den Staat als auch durch bestimmte zivilgesellschaftliche Institutionen deutlich.

Im Rahmen des dritten Themenblocks ging Daniel L. Schikora etwas näher auf die Rolle(n) imperialistischer Staaten beim Aufbau djihadistischer Akteure ein: von der Instrumentalisierung (pan-)islamischer Bestrebungen sowohl durch Deutschland als auch dessen Konkurrenten Großbritannien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über die Nutzung eines islamischen „Gürtels“ (Zbigniew Brzeziński) zur Schwächung und letztlich Zerstörung der Sowjetunion bis hin zur aktuellen Mobilisierung des Djihadismus für imperialistische Aggressionen gegen Russland, China, Syrien und andere ihre nationale Unabhängigkeit verteidigende Staaten. Hierbei dürfe niemals übersehen werden, dass die einzelnen imperialistischen Staaten letztlich auch gegenüber ihren jeweiligen imperialistischen Konkurrenten letztlich friedensunfähig seien. In einem scheinbar harmonischen Zusammengehen des amerikanischen, des deutschen, des britischen und des französischen Imperialismus etwa bei der Zerstörung der Souveränität Syriens (oder der Ukraine) einerseits und Kampagnen des deutschen Imperialismus wie der gegen den „Brexit“ andererseits äußerten sich Kooperation und Konkurrenz im Rahmen imperialistischer Gewaltpolitik in dialektischer Einheit.

Das kulturelle Rahmenprogramm des Wochenendes umfasste wieder einen Arbeiterliederabend unter der Regie Robert Kühnes sowie eine Wanderung durch die herbstliche Boddenlandschaft. Eine Filmdokumentation über die Zerstörung von Falludscha im Jahr 2004 unter Einsatz u. a. von Uranmunition durch die US-Besatzer führte in verstörender Weise vor Augen, für welches Ausmaß an Barbarei der Imperialismus stand und steht.

Als sehr erfreuliches Moment der Bildungsveranstaltung sehen wir das rege Interesse an, das auch eine Reihe neuer Teilnehmer unseren Referatsthemen und darüber hinaus der Bildungsarbeit und den weiteren Aktivitäten des Landesverbands der DKP insgesamt entgegenbrachten. Dieses Interesse spiegelte sich auch darin wieder, dass wir für die Parteizeitung „Unsere Zeit“ sechs Probeabonnements hinzugewinnen konnten.

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