100 Jahre internationaler Frauentag

140 Jahre Pariser Kommune und 100 Jahre Internationaler Frauentag – weltweit!

Bekannt ist der Anteil vieler Frauen an dem Verlauf der Französischen Revolution von 1789. Hier ist der Marsch der Marktfrauen nach Versailles ein berühmtes Beispiel. Dieser Marsch zwang den König nach Paris und gab der revolutionären Entwicklung für die proklamierten Ziele nach Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit neue Impulse. Hingegen ist der politisch-gestalterische und aktive Beitrag tausender Pariser Arbeiterfrauen an der Pariser Kommune oft unbekannt. Sie war die erste demokratische Arbeiterregierung, die 1871 in Paris entstand.

Bei den heutigen Kämpfen der Völker im Nahen Osten für Freiheit und Selbstbestimmung konnten wir wieder lebendig erleben, wie insbesondere Frauen diese Bewegungen aktiv unterstützen. Die antiimperialistische Bewegung beispielsweise in Venezuela wird ebenso von Frauen vorangetrieben, weil sie damit die Hoffnung verbinden, auch ihre eigenen Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Zum ersten Mal in der 180-jährigen Geschichte Boliviens als unabhängige Nation sind die Mehrheit der MinisterInnen Indigene, kommen von außerhalb der traditionellen Machtkreise und die Hälfte aller Ministerposten haben Frauen inne. Bolivianische Frauen engagieren sich in der „Bewegung zum Sozialismus“ und Kubanerinnen verteidigen ihre Revolution.

Wir müssen weiter kämpfen – Bettina Jürgensen zu 100 Jahre Frauentag

UZ: Nicht nur der Frauenbewegung lahmen zurzeit die Füße auf dem Weg zu einer besseren Gesellschaft. Was ist aus deiner Sicht notwendig, damit die Frauen und andere Bewegungen wieder neuen Schwung und Mut im Kampf um soziale Rechte bekommen?

Bettina Jürgensen: Mit lahmen Füßen kenne ich mich als Langstreckenläuferin aus, die vergehen in der Regel wieder, wenn frau ein Stück des Weges gegangen bzw. gelaufen ist. Und nachdem es in den vergangenen Jahren etwas still geworden war, stelle ich fest, dass gerade die Frauen sich wieder in den aktuellen Bewegungen mehr zu Wort melden. Das mag daran liegen, dass insbesondere erkämpfte Errungenschaften der Frauen im Rahmen der Kürzungen durch Regierende abgebaut werden. Frauenhäuser, Frauennetzwerke und Frauenprojekte werden, wie es heißt „auf den Prüfstand gestellt“. Das bedeutet dann in der Regel Streichungen, Kürzungen und Schließungen von Einrichtungen. Vor allen Dingen die Frauen wehren sich, die um diese Häuser und Frauenrechte einmal gekämpft haben. Doch die sogenannten Sparmaßnahmen richten sich auch gegen Familien und Kinder, da fühlen sich immer noch die Frauen besonders „zuständig“. Ich stelle auch fest, dass der Protest der Frauen sich in sehr kreativen Aktionen darstellt, hier entwickeln Frauen neue Formen zur Darstellung ihrer Forderungen, von denen andere Bewegungen lernen können. Wichtig ist es, dass das Ziel nicht aus den Augen verloren wird, dann kann nach einer Durststrecke doch auch wieder Fahrt aufgenommen werden. Noch dazu, da die Errungenschaften der Frauenbewegung der 70er Jahre noch gar nicht so weit zurückliegen und die damaligen Erfolge in den Kämpfen selbst den Mut geben können, auch den Abwehrkampf erfolgreich zu bestehen.

Die Frauenfrage (Paul Lafargue)

Der Kapitalismus hat die Frau nicht dem häuslichen Herd entrissen und in die soziale Produktion geworfen, um sie zu emanzipieren, sondern um sie noch grausamer auszubeuten als den Mann. Daher hat man sich auch gehütet, die wirtschaftlichen, juristischen, politischen und moralischen Barrieren niederzureissen, die man aufgerichtet hatte, um sie im gemeinsamen Haushalt in Klausur zu halten. Die Frau, vom Kapital ausgebeutet, erträgt das Elend der freien Arbeiter und schleppt die Ketten der Vergangenheit mit sich, ihr wirtschaftliches Elend wächst: Statt vom Vater oder Ehemann ernährt zu werden, muß sie nach wie vor deren Vorschriften erdulden, sie muß aber ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten und, mit der Ausrede, daß sie geringere Bedürfnisse hat als der Mann, wird ihre Arbeit geringer entlohnt; und wenn ihre tägliche Arbeit in der Werkstatt, im Büro oder in der Schule beendet ist, beginnt ihre Mühe im Haushalt. Die Mutterschaft, die heilige Aufgabe, die höchste soziale Funktion, wird in der kapitalistischen Gesellschaft zur Begründung für gräßliche wirtschaftliche und physiologische Gemeinheiten.

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